Meine liebe Schülerin Magdalena Strauß hat ihren Werdegang im Sinne des Pferdes in Worte gefasst. Vielen Dank liebe Magda für das teilen deiner Gedanken!
„Vor drei Jahren, als ich die PferdeLeben-Ausbildung begonnen habe, dachte ich, ich hätte es leicht mit meinem Pony. Ich war überzeugt, dass Jack unkompliziert sei. Doch ziemlich
schnell wurde mir klar: Das war ein Irrtum.
Mit Jack war es alles andere als einfach. Ich hatte ständig das Gefühl, dass er einfach keine Lust auf die Arbeit mit mir hatte. Und das frustriert. Denn: Dass das eigene Pferd einen mag –
das ist doch der Wunsch fast jedes Pferdebesitzers.
Irgendwann habe ich diesen Wunsch allerdings losgelassen. Ich wollte nur noch, dass er Freude an der gemeinsamen Arbeit findet. Doch Jack zeigte mir immer wieder das Gegenteil. Er lief weg,
trat aus, blieb einfach stehen – seine Art, „Nein“ zu sagen.
Zwischendurch gab es natürlich auch schöne Momente, kleine Fortschritte, die mich hoffen ließen. Aber leider überwogen die Rückschritte.
Mitte bis Ende des zweiten Jahres wurde es langsam besser. Aus einem ungehorsamen Pony wurde ein gehorsames – aber eines, das immer noch keine Freude an der Zusammenarbeit hatte. Er machte
mit, aber mehr widerwillig als freiwillig. Das Abhauen und Austreten wurde zwar seltener, aber angelegte Ohren begleiteten uns durchgehend.
Wir hatten uns irgendwie arrangiert. Aber Partner waren wir nicht.
Dann kam das 8. Modul – und mit ihm unser gemeinsamer Wendepunkt. Die ersten beiden Tage waren für mich die schlimmsten der ganzen Ausbildung. Wir waren im Roundpen, machten Basisarbeit. Und
Jack zeigte so deutlich wie nie zuvor, dass er keine Lust hatte. Es war, als wäre alles, was wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut hatten, plötzlich verschwunden.
Das eigentliche Problem war: Seine Grundhaltung hatte sich nie wirklich verändert. Und ich wollte nicht einfach ein „Programm“ auf ihn spielen, das er blind abruft. Ich wollte mit ihm in
Dialog treten. Ich wollte, dass er sich beteiligt – nicht nur funktioniert.
Um mit einem Pferd in Dialog zu treten, braucht es nicht bloß Gehorsam, sondern Bereitschaft – und die Klarheit des Menschen.
Denn ein gehorsames Pferd führt aus, was es gelernt hat – oft aus dem Wunsch heraus, Strafe zu vermeiden.
Ein Pferd, das aus echter Bereitschaft handelt, trifft eigene Entscheidungen – getragen von innerer Überzeugung, Vertrauen und dem Willen zur Zusammenarbeit.
Wenn ich eine kleine, klare Frage stelle – zum Beispiel:
„Kannst Du bitte mit mir gemeinsam loslaufen?“
dann wünsche ich mir als Antwort:
„Na klar, los geht’s!“
Am Ende des 8. Moduls wurde mir klar: Ich brauchte diese zwei schweren ersten Tage, um gemeinsam mit Jack einen echten Schritt weiterzukommen. Denn ab dem dritten Tag veränderte sich etwas in
mir – und diese Veränderung übertrug sich auf ihn.
Ich spürte erstmals den Unterschied zwischen Gehorsam und echter Bereitschaft – und ich habe begonnen, seine Bereitschaft klar und fair einzufordern. Und plötzlich kamen Antworten wie:
„Super, lass uns gehen!“ oder
„Ich bin dabei – was machen wir als Nächstes?“
Die letzten Tage dieses Moduls waren die schönsten in der gesamten Ausbildung. Wir wurden ein Team. Und ich konnte zum ersten Mal spüren, dass Jack tatsächlich Spaß an unserer Zusammenarbeit
hatte. Die Ohren gingen nach vorn. Auch beim Reiten war er motiviert, kleine Fragen wurden sofort positiv beantwortet – und unsere ersten gemeinsamen Galoppsprünge waren das absolute
Highlight der Woche.
Heute weiß ich mehr denn je:
Es geht nicht darum, ein Pferd gehorsam zu machen.
Ein Pferd soll mitdenken, selbst Lösungen finden und dabei eigene Erfolgserlebnisse machen dürfen.
Nur so entsteht echter Dialog – und echter Spaß an der Arbeit.
Natürlich darf ein Pferd auch mal „Nein“ sagen. Oder nicht bereit sein. Dann ist es unsere Aufgabe, die Hintergründe zu erforschen – und durch die gemeinsame Arbeit Klarheit zu gewinnen. Für
uns selbst. Und vor allem für unsere Pferde.“
Magdalena Strauß
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