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Warum ich im Netz keine „Wie-Anleitungen“ gebe

 Dafür aber umso mehr Warum-Fragen beantworte!

Häufig werde ich in Reaktion auf meine Artikel gefragt, ob ich nicht einmal ein ganz konkretes Beispiel nennen könnte. Oder ob ich eine genaue Anleitung geben würde, wie man das, was ich im Text beschreibe, praktisch umsetzt.

Meine Haltung dazu ist eindeutig: Nein! Aber ich erkläre gerne, warum.

Ich persönlich halte schriftliche Anleitungen im Netz für unverantwortlich. Selbst Videos sind für mich schon mehr als fragwürdig. Natürlich ist es verständlich, dass man von jemandem, der ständig über etwas schreibt oder spricht, auch einmal sehen möchte, wie es in der Praxis aussieht. Doch genau darin liegt eine große Gefahr: die eigene Selbsteinschätzung. Denn die Eigenwahrnehmung kann mitunter sehr weit von der Realität abweichen – und das Risiko trägt am Ende das Pferd.

Mit meinen Beiträgen möchte ich daher nicht rezeptehafte Lösungen anbieten, sondern zum Nachdenken anregen – vielleicht sogar zum Umdenken. Ich möchte Bewusstsein schaffen, für Aspekte, über die man selbst bislang noch gar nicht oder vielleicht in eine andere Richtung gedacht hat.

Die Verantwortung, die ich hätte, wenn ich „Wie-Anleitungen“ veröffentliche, ist enorm – und ich bin mir dessen sehr bewusst. Zwischen dem, was ich im Kopf habe, wenn ich eine Frage beantworte, und dem, was mein Gegenüber daraus versteht, kann ein so großer Unterschied liegen, dass am Ende genau das Pferd, um das es geht, in tiefe Verwirrung gestürzt wird. Und das möchte ich auf keinen Fall verantworten.

Selbst wenn mir jemand eine Situation detailliert schildert, wäre es riskant, darauf pauschal Lösungsvorschläge zu geben. Denn die Schilderung stammt immer aus der Sicht des Menschen – und häufig ist genau dieser Mensch unbewusst derjenige, der das Problem erschaffen hat. Was bedeutet: Der entscheidende Fehler, der das Problem ausgelöst hat, wird mir gar nicht benannt werden können. Denn wenn er erkannt würde, gäbe es gar keine Frage an mich – dann wäre das Problem längst gelöst. Genau deshalb halte ich es für wenig sinnvoll, theoretische Trainingstipps zu geben.

Auch in meinen Kursen antworte ich auf viele Fragen mit dem Satz: „Das kommt darauf an.“ Doch hier haben wir die Chance, Dinge gemeinsam zu erarbeiten. Ich kann auf Feinheiten hinweisen, die vielleicht übersehen wurden, und – was am allerwichtigsten ist – das Pferd selbst kann sich äußern. Online ist das nicht möglich.

Zu jedem Umgang mit Pferden gehört eine gewisse Technik, ja – aber Technik allein reicht nicht. Es geht auch um das richtige Gefühl, ums Timing, um innere Haltung, um die Pausen dazwischen und um vieles mehr. Wenn nur eines dieser Dinge nicht passt, ist alles zum Scheitern verurteilt – und am Ende haben wir ein Pferd, das nichts versteht und sich verloren fühlt. Und ich habe keinen Einfluss darauf und kann nicht helfen, das wieder in Ordnung zu bringen.

Deshalb bitte ich euch: Auch in den Kommentaren hier verzichtet auf Anleitungen, wie etwas zu tun ist. Seid euch bewusst – es gibt vielleicht eine einzige Möglichkeit, eine Anleitung richtig zu verstehen, aber tausendfach mehr, sie misszuverstehen. Und am Ende ist es immer das Pferd, das die Folgen trägt.

Mir geht es nicht darum, Wissen zurückzuhalten. Mir geht es darum, die Pferde zu schützen. Ihnen Klarheit zu schenken, anstatt sie mit Missverständnissen und Halbwahrheiten noch mehr zu verwirren.

 

Habt ihr verstanden, worauf ich hinauswill? Könnt ihr fühlen, welche Verantwortung dahintersteht, wenn wir über das Wie im Umgang mit Pferden sprechen?

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