Unsere Körperhaltung – und wie sie auf Pferde wirkt
Wie viel wir allein durch unsere Körperhaltung beim Pferd auslösen und beeinflussen können, wird uns meist erst dann bewusst, wenn wir beginnen, sie ganz bewusst einzusetzen. Denn je klarer und authentischer wir über unseren Körper kommunizieren, desto näher kommen wir der eigentlichen „Sprache der Pferde“.
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Pferde nehmen Spannungen wahr – sie sind Meister
darin.
Das ist kein Zufall. In freier Wildbahn hängt ihr Überleben davon ab, ob sie auch feinste Spannungsveränderungen in ihrer Herde wahrnehmen. In einer Leitposition reicht ein kurzer Moment: das
Anspannen des Rückens, ein erhobener Kopf – und schon übernimmt die ganze Gruppe diese Körperhaltung. Werden die Signale der Leitstute stärker, entsteht Unruhe. Steigt die Spannung weiter,
flüchtet die Herde gemeinsam – oft ohne, dass auch nur ein Laut gefallen ist. Nur Körpersprache.
Genauso funktioniert es im Kontakt mit uns Menschen.
Unsere Körperhaltung hat eine tiefgreifende Wirkung. Wenn wir angespannt sind – sei es körperlich oder innerlich – überträgt sich das auf unser Pferd. Es übernimmt. Man kann das besonders
deutlich in der freilaufenden Bodenarbeit beobachten:
Ein Mensch mit angespanntem Rücken, vielleicht im Hohlkreuz, sendet unbewusst Signale aus, die das Pferd in eine ähnliche Spannung bringen. Der Rücken des Pferdes wird fest, der Bewegungsfluss
stockt.
Läuft dagegen jemand energielos, ohne Körperspannung, vielleicht mit schlurfendem Schritt, dann wird auch das Pferd schwer auf der Vorhand, antriebslos, irgendwie leer.
Bewusstsein schafft Klarheit
Du kannst es jederzeit beeinflussen. Achte auf Deine eigene Haltung. Sei Dir bewusst, wie Du Deinen Körper einsetzt – denn Dein Pferd spürt alles. Zeig ihm das, was Du Dir von ihm wünschst. Lebe
es vor. Mit Klarheit. Mit innerer Präsenz. Mit dem, was man echte Führung nennt – nicht durch Kontrolle, sondern durch Ausstrahlung. Hier kommt noch hinzu, dass Dein Körper je nachdem wie Du ihn
einsetzt Sicherheit und Souveränität ausstrahlt, die Dein Pferd nicht unbedingt spiegelt, aber in dessen Atmosphäre es sich wohl und gut aufgehoben fühlt.
Körperhaltung wird beeinflusst auf vielen Ebenen, es hat mit Deiner Psyche zu tun, aber eben auch mit einem gezielten einsetzen z.B. der Tiefenmuskulatur
Wenn Du Deine Tiefenmuskulatur aktivieren willst (was
Dir zu mehr Stabilität, Aufrichtung und innerer Kraft verhilft), dann stell Dir Deinen Rumpf wie eine Säule vor. In dieser Säule fährt ein Aufzug.
Wenn dieser Aufzug nach oben fährt, entsteht unter ihm ein Vakuum – genau dort aktivierst Du tief im Bauch Deine Muskulatur. Dieses kraftvolle, zarte Spüren – das ist Deine
Tiefenmuskulatur. Sie gibt Dir ein Fundament, das Du brauchst, um vom Pferd weich und klar wahrgenommen zu werden.
Innere Haltung – äußere Ausstrahlung
Körperhaltung ist mehr als eine physische Position. Sie ist der Ausdruck unserer inneren Haltung. Sie zeigt dem Pferd: Wie fühle ich mich? Bin ich klar? Bin ich präsent?
Wenn wir innerlich ausgerichtet, selbstsicher und ruhig sind, dann strahlen wir das auch körperlich aus – und genau das gibt dem Pferd Sicherheit. Es fühlt: Du weißt, was Du tust. Du bist vertrauenswürdig. Du bist ein Partner, dem man folgen kann.
Ein kleiner Tipp, um Dich immer wieder selbst in
Balance zu bringen:
Lege eine Hand auf Dein Herzchakra und eine auf Dein Sexualchakra. Stell Dir zwischen den beiden eine Verbindung vor, als inneres Bild hilft evtl. eine Kletterpflanze oder eine Stange aus Licht.
Wenn Du diese Verbindung spüren kannst, dann führe Deine obere Hand weiter zur Stirn – zu Deinem Stirnchakra. Spür, wie Du Dich innerlich aufrichtest, wie Deine Mitte stärker wird.
Diese kleine Übung hilft Dir auch in stressigen Momenten, z. B. vor wichtigen Gesprächen oder Situationen, die Dich emotional fordern. Je öfter Du sie machst, desto leichter kannst Du sie auch
innerlich abrufen – ganz ohne Hände. Und Du wirst sehen: Dein System beruhigt sich. Du kommst wieder bei Dir an. Und genau das spürt auch Dein Pferd.
Wie wir gehen – auch das kann Dein Pferd beeinflussen
Nicht nur unser Oberkörper spricht mit dem Pferd –
auch unsere Beine und Füße senden Botschaften. Beim Gehen ist immer ein Fuß vorn (Vorhand) und einer hinten (Hinterhand).
Wenn wir kraftvoll vom Boden abfußen, aktivieren wir dadurch quasi die Hinterhand – und laden unser Pferd ein, es uns gleichzutun.
Je leichter wir unseren vorderen Fuß aufsetzen, desto leichter wird auch die Vorhand des Pferdes.
Probier es aus:
Geh einmal bewusst mit viel Kraft im Abfußen – und spüre, wie leicht der vordere Fuß aufsetzt. Dann versuch das Gegenteil: schwer auffußen. Du wirst merken: Das Abfußen wird schwächer. Kraftvoll
abfußen und gleichzeitig schwer auffußen geht nicht. Der Körper zeigt uns ganz deutlich, was funktioniert – und was nicht.
Innere Bilder – äußere Wirkung
Pferde folgen nicht unserer Technik. Sie folgen unserer Absicht. Sie lesen zwischen den Zeilen – oder besser gesagt: zwischen den Bewegungen. Deshalb helfen uns innere Bilder, unsere Körpersprache klarer und stimmiger zu gestalten.
Der Einkaufswagen
Stell Dir vor, Du gehst mit dem Pferd und auf Hüfthöhe ist der Griff eines Einkaufswagens. Ohne Kraft, nur mit Deiner Energie, schiebst Du diesen Wagen mit Deiner Hüfte nach vorne. Du bringst so
die Vorhand des Pferdes ins Fließen.
Die Wolke
Diese nutzt Du, wenn Du Deinem Pferd auf energetischer Ebene zeigen möchtest, dass es auf Abstand gehen oder Dir näher kommen darf.
Die Wolke entsteht zwischen Dekolleté und Bauchnabel. Wenn Du sie groß und dicht denkst, sendest Du eine klare Grenze – das Pferd soll weichen. (Wer erinnert nicht Dirty Dancing, „Dein
Tanzbereich – mein Tanzbereich?“ Willst Du es einladen, machst Du die Wolke kleiner, durchsichtiger.
Wichtig ist, dass Du sie immer der Stimmung des Pferdes anpasst. Ist es aufmüpfig oder unsicher? Nähebedürftig oder distanzlos? Du steuerst das Feld. Mit Deiner inneren Haltung – und mit
liebevoller Klarheit.
Fazit:
Wenn Du Deinem Pferd auf einer tieferen Ebene begegnen willst, dann beginne bei Dir selbst. In Deiner Körperhaltung. In Deiner Balance. In Deinem Gehen. Und vor allem: in Deiner inneren
Klarheit.
Denn Pferde folgen nicht der stärksten Hand – sondern der stärksten Ausstrahlung.Je mehr Du das verinnerlichst umso mehr wirkt es sich auf Deine innere Haltung aus.
Und zum
Schluss ein kleiner, aber wichtiger Spoiler:
Diese Körperübungen ersetzen natürlich kein durchdachtes Training und kein feines, bewusstes Handling mit dem Pferd. Aber sie unterstützen
beides auf tiefer Ebene – und genau dessen sollte man sich bewusst werden. Denn je klarer, ausbalancierter und präsenter wir
sind, desto besser kann unser Pferd überhaupt verstehen, was wir wirklich wollen.
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