Vom Trainer-Hopping zur intensiven Entwicklung
Kennst du diesen Satz?
„Ich schau mir alles an und nehme mir von allem das Beste raus.“
Schon mal gehört oder vielleicht selbst gesagt? Klingt erstmal schlau, oder? Aber mal ehrlich: Das ist ungefähr so, als würdest du fünf Kuchenrezepte mischen und hoffen, dass ein Meisterwerk
entsteht – Spoiler: Es endet in Chaos.
Es erinnert mich an einen Eisberg: Die Spitze sieht jeder, sie wirkt greifbar und überschaubar. Aber der wahre Gigant, das Fundament, liegt tief unter der Wasseroberfläche – unsichtbar, komplex und gewaltig. Genau so ist es mit dem Lernen, besonders im Pferdetraining.
Trainer-Hopping? Das ist wie ein wilder Zickzack-Kurs auf der Oberfläche des Eisbergs. Man sammelt ein paar Schnipsel, bleibt aber an der Oberfläche hängen. Doch die wahre Substanz – die Tiefe, in der echtes Verständnis und Fortschritt entstehen – liegt unten, da, wo man bereit ist, einzutauchen.
„Im Sinne des Pferdes“ ist für mich keine trendy Floskel, sondern eine Lebenseinstellung und eine Reise in diese Tiefe. Seit über 30 Jahren begleite ich Mensch-Pferd-Paare auf ihrem Weg zu echter Verbindung – basierend auf physischem und psychischem Wohlbefinden. Und in all den Jahren habe ich eines immer wieder gesehen: Klarheit entsteht nicht durch ein Sammelsurium an Methoden, sondern durch einen klaren roten Faden.
Denn seien wir ehrlich: Es gibt einen Grund, warum eine Berufsausbildung meist drei Jahre dauert – und nicht zwei Wochenendkurse. Eine höhere Qualifikation zum Meister dauert sogar noch länger, ist intensiv und erfordert vollen Einsatz. Doch bei Pferden? Da wird mittlerweile so einiges angeboten. Online-Ausbildungen, die in wenigen Wochenendkursen absolviert werden können – mit dem Ergebnis, dass man sich danach „Pferdetrainingsmeister“ nennen darf.
Ganz ehrlich, da lehne ich mich verständnislos zurück und frage mich: Wohin soll das noch führen? Wer würde sich ernsthaft von einem Zahnarzt behandeln lassen, der lediglich drei viertägige Kurse in Zahnmedizin besucht hat? Genau. Warum also glauben wir, dass es bei Pferden weniger gründlich sein darf?
Auf manchen Profilen junger „Pferdetrainer“ liest man dann beeindruckende Lebensläufe, die vor Ausbildungsnamen nur so strotzen. Wenn diese wirklich so intensiv wären, müsste die Person mindestens 60 Jahre Berufserfahrung haben. Aber Überraschung: Der oder die Betreffende ist oft erst Mitte zwanzig! Bemerkenswert, oder? Oder?
Schneller, weiter, mehr, vielschichtiger – muss das wirklich sein? Oder ist es nur eine Illusion von Tiefe, die bei näherem Hinsehen gar nicht existiert? Wie beim Eisberg sieht man die Spitze, aber es fehlt das Fundament, das erst durch Geduld, Hingabe und Zeit entsteht.
Genau deshalb gestalte ich meinen Unterricht anders. Mein Ziel ist es, ein solides Fundament zu schaffen – ein Fundament, das tief reicht wie der unsichtbare Teil des Eisbergs. Das erfordert Zeit, intensives Lernen und den Mut, sich auf eine Methode einzulassen.
Was ich nicht mehr anbiete, ist Unterricht für Schüler, die gleichzeitig mehrere Trainer engagieren oder alle paar Wochen mal kurz reinschnuppern. Das ist zu verwirrend – für dich, für das Pferd und, ja, auch für mich. Meine Energie gehört denjenigen, die bereit sind, in die Tiefe zu gehen. Denn Tiefe bringt Klarheit, Vertrauen und Fortschritt – und zwar für beide: Mensch und Pferd.
Was mich am meisten erfüllt? Schüler, die sich auf diese Reise einlassen. Die den Eisberg nicht nur von oben bewundern, sondern mutig in die Tiefe tauchen. Diese magischen Momente, in denen sie ein neues Puzzleteil entdecken und merken: „Wow, da ist noch so viel mehr, das ich lernen kann.“
Sehr viele meiner Schüler gehen diesen Weg seit Jahren und erleben, was wahre Verbindung bedeutet: Tiefe, Einfühlungsvermögen und gegenseitiges Vertrauen. Und genau das möchte ich weiterhin unterstützen – mit all meiner Erfahrung, Klarheit und Hingabe.
In diesem Sinne – und im Sinne des Pferdes:
Eure Simone Carlson
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