Dala - im Prinzessinenschlaf


Dala erinnert mich an die Geschichte „Paint Pony - die Pferde, die am tiefsten schlafen, sind am explosivsten, wenn sie aufwachen“ aus meinem ersten Buch.

 

Ja, so ist das mit Dala, ein für ihre Veranlagung viel zu ruhiges Pferd. Sie sieht aus wie ein Vollblut, wirkt aber eher, zumindest meistens, wie eine Schlaftablette. Ihr Schritt ist träge, ihre Reaktion im Allgemeinen verlangsamt.

 

Hin und wieder explodiert sie aber dann, ist außer sich, das passiert vor allem, wenn sie im Gelände unterwegs ist. Egal ob beim Spazieren gehen oder reiten, sie beginnt zu steigen, tänzelt und lässt sich nicht mehr beruhigen. Dann tritt sie im vorbei rennen noch nach hinten aus.  Das war der Grund warum sich ihre Besitzerin mit der Bitte um Hilfe an mich gewandt hat.



In der ersten Trainingseinheit auf dem Sonnenhof hat sich Dala sich gleich von Ihrer „besten“ Seite gezeigt. Als ich zum Aufwärmen eine Runde mit ihr spazieren gehen wollte, konnte sie nicht fassen, dass sie mit mir gemeinsam weg von ihrem neuen Freund Gitan laufen sollte, der ihr auch noch lauthals hinterher wieherte.

 

Dala zeigte mir ihren Unmut indem sie bereits kurz nach Verlassen des Grundstücks stieg, nach vorne trat und versuchte eine 180-Grad-Wendung zurück zum Stall zu machen. Zum Glück konnte ich ihr die Bedeutung meiner Rückwärtshilfe bei meinem ersten Besuch bei ihr schon sehr gut verdeutlichen.

 

Somit war es mir möglich, ihr mit Rückwärtsgehen einen alternativ Vorschlag zum Steigen zu bieten. Im schnellen Wechsel zwischen vorwärts und rückwärts sind wir dann solange gegangen, bis ich spüren konnte, dass sie mehr und mehr die Vorstellung loslassen konnte, dass sie lieber zurück zu Gitan wollte und nicht hier bei mir sein möchte.

 

Durch diese Vorschläge konnte ich ihr zeigen, dass ich weiß was ich tue und was ich möchte, ich konnte ihr eine klare Führung geben und damit das Gefühl vermitteln, dass sie bei mir gut aufgehoben ist. Das Timing, mit dem ich ihr unmissverständlich zeigen konnte, was hier gerade wichtig ist und worin der Fokus unserer gemeinsamen Arbeit liegt (in diesem Fall war den Berg hinauf gehen unsere gemeinsame wichtige Arbeit) half ihr, eine Wichtigkeit in Ihrer Aufgabe zu sehen.

 

Und damit konnte sie loslassen, so weit bis sie sogar entspannt neben mir laufen konnte und auf feinste Hilfen reagieren konnte.



Nun ist Dala schon zwei Wochen hier bei mir. Sie ist, was Gymnastizierung anbelangt, sehr steif und kann sich kaum biegen, und an eine aufgerichtete Haltung ist gar nicht zu denken, da geht sie lieber Zähne knirschend hinters Gebiss. Es gibt noch einiges zu tun. Aber wir kommen voran. Es gibt immer weniger Momente, in denen sie sich weg beamt. Sie ist immer mehr da und präsent.

 

Es ist mal wieder das Zusammenspiel auf das es ankommt. Wie immer, das wird mir immer und immer wieder klar, es geht um die Psyche, genauso wie um die physische Verfassung des Pferdes. Ist sie weggebeamt und im Lalaland trägt sie ihren Körper nicht korrekt, wird steif, geht auf der Vorhand und das „sich tragen“ wird schwer. Das fühlt sich nicht gut an. Es geht darum sie zu motivieren hier zu sein, genauso wie es wichtig ist, sie körperlich fit zu bekommen. Das heißt Dehnen und Muskulatur aufbauen, damit sie mehr Freude an der Bewegung empfindet.

 

Ich werde weiter berichten.

 

In diesem Sinne und im Sinne des Pferdes,

 

Eure Simone


Text: Simone Carlson

Fotos: Katharina Eberhardt

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