Ein Regentag mit Navajo


Ich erinnere mich noch an die Anfänge der Kappzaumarbeit mit Navajo. Da schien es als arbeite ich mit einer zwei Meter langen Schalungsdiele. Er war bretthart und nicht zum Biegen oder Dehnen zu bewegen.

 

Viele Stunden der Kappzaumarbeit liegen nun hinter uns, in denen ich ihn dazwischen immer wieder massiert habe damit er diese Arbeit nicht nur doof findet. Beim Massieren konnte er loslassen, genießen, dann gab es wieder kurze Dehnungsübungen und biegen, biegen, biegen über den Hals und den Rumpf und Hinterhand aktivieren. Als Navajo zu mir kam, konnte er weder seitwärts noch rückwärts gehen. Die Kappzaumarbeit selbst fand er schrecklich, denn verspannte Muskulatur zu dehnen ist nicht immer angenehm und einem Pferd entgeht der Sinn dahinter.

 

Aber nun ist er butterweich und er leckt und kaut beim Biegen um mich herum. Seine innere Schulter, auf die er immer kippte, wenn er sich biegen sollte, bleibt aufrecht und er kann sich ausbalancieren. Er kann dadurch den Hals fallen lassen und selbst spüren, dass ihm das viel besser tut.



Wie kam dieser Wandel? Nun ich möchte behaupten es war ein Zusammenspiel vieler Aspekte.

 

Einmal natürlich das kontinuierliche Üben und Dehnen. Aber auch die mehrmalige Behandlung von Therapeutin Elke Kropp, deren Arbeit ich sehr schätze, trug wesentlich zur Verbesserung bei.

 

Mit ein großer Faktor und der letztendliche Durchbruch war aber mal wieder der andersartige Ansatz von Im Sinne des Pferdes. Selbst nach langem üben und Physiobehandlung legte sich Navajo bei jedem Biegen gewohnheitsmäßig auf die innere Schulter, machte sich schwer und wurde auch noch immer schneller. Um der Sache quasi im Schritt davon zu laufen. Und genau in diesem Moment, sprang ich in die Luft, klatschte auf mein Bein, explodierte bei mir. Dies gefiel ihm gar nicht, er riss den Kopf hoch und wich zurück. Hier möchte ich betonen, dass ich nicht gegen ihn ging! Ich blieb bei mir, war aber bei mir sehr explosiv.

 

Das fühlte sich für Navajo nicht gut an und so ging er auf die Suche nach einer besseren Lösung. Er merkte durch mein unangenehmes Verhalten, dass sein altes Verhaltensmuster hier nicht ankommt und er damit nicht weiter kommt. Dass im Schritt davon laufen und sich schwer machen indem man im Rücken fest wird, keine gute Lösung sind. Und so versuchte er mal etwas anderes, nämlich, gedanklich präsent bleiben, sich ausbalancieren, locker bleiben und mitarbeiten.  Was für eine Wandlung, und als er es verstanden hat, hatte er das hübscheste, weichste, sanfteste Gesicht, das ich jemals an ihm gesehen habe.


Text: Simone Carlson

Fotos: Katharina Eberhardt


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