Navajo im Dialog

Über den Start von Navajo habe ich schon berichtet. Sicherlich wirft dieses Thema bei dem ein oder anderen Fragen, Zweifel oder Bedenken auf. Da die Vorgehensweise für mich in diesem Fall so glasklar ist, habe ich mir erst mal gar keine Gedanken darum gemacht dass es vielleicht bei Anderen Widerstand hervorrufen könnte.

 

Eine Unterhaltung mit einer Trainerin nach Im Sinne des Pferdes hat mich jedoch zum Nachdenken gebracht und es ist mir ein Anliegen diese Unterhaltung mit Euch zu teilen.

 

So machte sie sich also Gedanken, als sie mich fragte, wie sinnvoll es sei Navajo wirklich zum Aufwachen zu bringen. Therapiepferde werden ja nach einem sehr strengen Ausschlusskriterium ausgesucht. Es geht darum Menschen mit körperlichen oder geistigen Schwächen zuverlässig zu begleiten. Da braucht es Pferde die zu 100 % gewissenhaft und ausgeglichen sind. So wie Navajo eben auf den ersten Blick erschien. Warum also die Mühe machen ihm zu mehr Leben zu verhelfen. Und der nächste Gedanke, dann ist es dem Pferd gegenüber fair, ihn erst aufzuwecken, zu sich zu bringen um ihm dann diesen Job zu geben wo er wieder überwiegend dienen soll?

 

Das ist durchaus eine berechtige Frage denn viele Therapiepferde dienen und werden darüber hinaus was ihre eigene Psyche betrifft stark vernachlässigt. An dieser Stelle möchte ich die vielen Therapeuten bitten mich nicht falsch zu verstehen, es gibt auch hier immer Ausnahmen und natürlich gibt es viele Therapeuten die sich durchaus nach den Therapieeinheiten auch um das physische und psychische Wohl des Pferdes kümmern. Aber wenn man ehrlich ist, so muss der ein oder andere doch auch zugeben dass es genügend Plätze gibt an denen dies nicht der Fall ist.

 

Wie dem auch sei, egal wie das zukünftige Leben als Therapiepferd für Navajo abläuft. Selbst wenn er in eine Institution kommt in der er mehr dient als das ihm gedient wird, so ist es dennoch angenehmer für ihn, wenn er in der Lage ist in diesem Dienen eine wichtige Aufgabe zu sehen.

 

Wenn ich ihm erst mal näher bringen kann das man vor der Gerte keine Panik haben muss, so wie das jetzt der Fall ist, und man beim Menschen nicht grundsätzlich erst mal mit dem schlimmsten rechnen muss, dann ist das Leben für ihn schon mal viel angenehmer zu ertragen. Wenn es mir dann auch noch gelingt seinen Selbstwert anzuheben indem er „im gebraucht werden“ einen Stolz entwickeln kann, dann erhöht sich unweigerlich seine Lebensqualität und alleine das ist für ihn schon viel wert. Selbst wenn er dann einen relativ stupiden Job erledigen soll, (was bei Therapie nicht immer der Fall ist, aber selbst wenn!) so ist jeder Job leichter zu absolvieren wenn man mit der richtigen Einstellung an die Sache ran geht, und genau das versuche ich ihm zu vermitteln.

Und dieser Wunsch, ihm Selbstwert und Selbstbewusstsein zu vermitteln, um sein Leben in Zukunft mit mehr Würde leben zu können berechtigt uns auch dieses Pferd aufzuwecken und zurück zu holen ins Leben, das durchaus lebenswert sein kann, er muss das nur erkennen lernen.

 

In diesem Sinne und im Sinne des Pferdes
Eure Simone Carlson

 

Fotos: Katharina Eberhardt

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