Korrekte Haltung durch Freilaufende Bodenarbeit

Wenn Sie ein Pferd sehen, das über die Weide galoppiert, können Sie sicherlich erkennen, ob es vor etwas davon oder auf etwas zu rennt. Der Unterschied ist oft so deutlich, dass es sogar einem Laien auffällt.

Das liegt vor allem an der Qualität der Bewegung. Ein Pferd, das sich schnell und gezielt auf etwas zu bewegt, trägt und balanciert sich anders aus als ein Pferd, das vor etwas flüchtet. Das Ziel einer solchen „guten“ Bewegung kann ein soeben erschienener Koppelkollege, das geöffnete Tor zur neuen Koppel mit frischem Gras oder sogar der geliebte Mensch sein, der rufend am Eingang steht. Unabhängig von der Ursache nimmt ein Pferd, das auf etwas zu „rennt“, mehr Last mit der Hinterhand auf, erhebt die Vorhand leicht und bewegt sich leichtfüßig und elegant mit freundlichem Blick und gespitzten Ohren.

Das flüchtende Pferd hingegen galoppiert meist flach mit wenig Aufrichtung, fest im Rücken und hat ein panisches Auge. Die Ursache dafür liegt nicht nur im Fluchtinstinkt oder der Angst begründet, sondern vielmehr in der Tatsache, dass dieses Pferd (im Vergleich zum ersten) seinen Gedanken nicht folgt und in die entgegengesetzte Richtung seiner Gedanken läuft. Die Gedanken fokussieren das Objekt, das die Ursache für das Davonlaufen ist und das Pferd entfernt sich von ebendiesem. Ein flüchtendes Pferd zeigt demnach eine im Sinne einer gymnastizierenden Bemuskelung negative Bewegungsqualität. Es trägt sich schlicht nicht und verspannt Muskulatur, wo sie sich gleichmäßig an- und abspannen sollte.
Fassen wir noch einmal zusammen: Ein Pferd, das auf etwas zu läuft, schickt seine Gedanken voraus und folgt diesen.
Ein Pferd, das flieht, denkt „nach hinten“ und bewegt sich von diesen Gedanken weg.

Dies zu wissen, hat eine enorme Auswirkung auf unsere Trainingsweise.
Trainingsweisen, die darauf aufgebaut sind, ein Pferd zu treiben sind daher, was die korrekte Haltung und Bewegung betrifft, eher als kontraproduktiv einzustufen.

Durch die gezielte Einflussnahme auf die Gedanken des Pferdes und dieses „zu den Gedanken schicken“, kann der Mensch positiven Einfluss auf die Art und Weise nehmen, wie sich ein Pferd in der freilaufenden Arbeit bewegt. Man kann daher, vorausgesetzt man setzt die freilaufende Arbeit nicht dazu ein, das Pferd vor sich her zu treiben und es dadurch zu ermüden, sehr wohl auch freilaufend ein Pferd gymnastizieren. Dabei stehen in der freilaufenden Arbeit sicher in erster Linie die psychischen Aspekte im Vordergrund, aber eben nicht nur diese.

Pferde sind sehr feinfühlig, wenn es darum geht, unsere Absicht zu lesen. Ist unser Anliegen, das Pferd von uns weg und dann vor uns her zu treiben, so wird es sich dementsprechend schwer und unter Spannung bewegen. Ja vielleicht lösen wir damit sogar einen Fluchtinstinkt aus. Ist unsere Absicht jedoch, das Pferd zu motivieren und ihm die Idee zu geben, in eine bestimmte Richtung loszulaufen, so wird es diesem Vorschlag gern folgen, weil wir in der Lage waren, diesen zu seiner Idee werden zu lassen. Demzufolge wird es sich korrekt tragen und mit einer relativen Aufrichtung sowie einer kräftigen Hinterhand bewegen.

www.imsinnedespferdes.com

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